Christoph Schaub
Christoph Schaub kommt im Sommer 1980 während der Zürcher Jugendbewegung zum Film. Zürich brennt, er ist mit anderen als Chronist unterwegs. Er zeichnet auf, was ihn und die jungen Menschen beschäftigt. Seine Neugier und sein Gespür für bewegende Szenen erweisen sich fortan als elementares Werkzeug in seinem Schaffen.
Erste Filme macht Christoph Schaub im Zürcher Videoladen. Sie zeigen vor allem die Erfahrungswelt eines politisierten Jungfilmers. Christoph Schaub, Jahrgang 1958, bricht sein Studium in Germanistik ab, als seine filmische Laufbahn Anfang der 80er-Jahre Gestalt annimmt. Nach und nach erlernt er das Handwerk im Selbststudium und assistiert in den Bereichen Regie, Kamera und Schnitt.
Mit dem ersten Spielfilm Wendel (1987) erweitert Christoph Schaub seine Perspektive und blickt poetisch auf eine ungewöhnliche Männerfreundschaft. Es geht ihm in seinen folgenden Spielfilmen um Emotionen wie Trauer und Angst, um Euphorie und Utopie. Dreissig Jahre handelt von der Melancholie junger Erwachsener, die der Jugend nachsinnen. Am Ende der Nacht erzählt vom Wahn eines Mannes, der seine Frau und seinen Sohn umbringt. Die drei Filme thematisieren das Spannungsfeld, in dem sich Menschen zwischen Ausharren und Ausbrechen befinden. Es ist diese Spannung, die seine Filme bis heute prägt.
Ab Mitte der 90er-Jahre dreht Christoph Schaub vor allem Dokumentarfilme über Architektur. Den ersten Architekturfilm IL GIRASOLE – una casa vicino a Verona entwickelt Christoph Schaub mit einem befreundeten Architekten. Es entstehen weitere Filme über Architektur und Bauwerke unter anderem von Peter Zumthor, Gion A. Caminada, Santiago Calatrava, Herzog & de Meuron. Sein Film Architektur der Unendlichkeit gewinnt 2020 den renommierten Preis „Beste Essay“ am 38e FIFA Montréal. Der Film E.1027 Eileen Gray und das Haus am Meer (zusammen mit Beatrice Minger, 2024) erreicht weltweit eine breite Kinoauswertung. Der Film ist an unzähligen Festivals eingeladen.
Christoph Schaub treibt beim Thema Architektur die Herausforderung an, den Raum so zu inszenieren, dass er sowohl eine filmische wie eine narrative Interpretation erfährt.
Ab Ende der 90er Jahre bis heute intensiviert Schaub gleichzeitig seine Arbeit an fiktionalen Stoffen. Es entstehen u.a. die Kinofilme Stille Liebe, Sternenberg, Jeune Homme, Happy New Year, Giulias Verschwinden, Nachtlärm. Viele Filme erreichen ein breites Publikum und werden mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
Nebst seinem filmischen Schaffen engagiert sich Christoph Schaub in der Filmbranche.
Er gründet mit Gleichgesinnten 1980 ein Kino im Autonomen Jugendzentrum Zürich (AJZ-Kino); das Kino Xenix entsteht später daraus.
Christoph Schaub war Mitbegründer der Produktionsfirma Dschoint Ventschr AG (1989–1994) und des Quartierkinos Morgental (1992–2002). Später engagiert er sich für Bau und Eröffnung der Kinos Riffraff und Houdini in Zürich sowie Bourbaki in Luzern. Geführt werden diese Kinos von der Neugass Kino AG. Er war Präsident im Verwaltungsrat ab der Gründung 1996 bis 2018. Ab 2022 arbeitet Christoph Schaub im Verwaltungsrat der Architektur-und Kunstverlage «Scheidegge&Spiess» sowie «Parkbooks».
Christoph Schaub war Mitglied des Stiftungsrats der Swiss Films sowie der Zürcher Filmstiftung mit.
Er ist Mitglied der Schweizer Filmakademie, der European Film Academy (EFA) und der Asian Pacific Screen Academy (APSA).